Der Ticino (deutsch Tessin) ist ein linker Nebenfluss des Po, der von der Schweiz nach Norditalien fliesst. Er wird unterteilt in Ticino Superiore (Oberer Ticino) und Ticino Inferiore (Unterer Ticino). Der Ticino Superiore entspringt in der Schweiz beim Nufenenpass und mündet in den Lago Maggiore, er wird in dieser Beschreibung nicht behandelt. Auf der italienischen Seite verlässt der Fluss den See bei Sesto Calende. Ab hier wird er Ticino Inferiore (Unterer Ticino) bezeichnet. Im Anschluss fließt er durch die Poebene, wo er südöstlich von Pavia in den unteren Po mündet. Der Ticino ist an der Wassermenge gemessen, der zweitgrößte Fluss Italiens nach dem Po.
Mit einem Klick auf das Google Maps Icon rechts, könnt ihr eine Flusskarte des Ticino aufrufen. Diese Karte basiert auf Google My Maps. Darauf könnt ihr euch den Flussverlauf im Detail ansehen. Sämtliche in der Kilometrierung erwähnte Hindernisse sind in der Karte eingezeichnet. "Flusswandern.at" hat keinerlei Rechte daran. Es handelt es sich um einen externen Dienst von Google.
Die Befahrung des Ticino kann bereits am Lago Maggiore begonnen werden. An seinen Ufern finden sich mehrere Orte mit Bahnhöfen. Wer den Lago Maggiore nicht paddeln möchte, kann mit dem Zug auch direkt nach Sesto Calende fahren. Dieser Ort liegt am südlichen Ende des Sees, direkt am Ausfluss des Ticino Inferiore. Auch Parkplätze sind dort vorhanden. Auf den ersten Kilometern nach dem Ausfluss gilt es jedoch einige Hindernisse zu umtragen. Wer sich diese Schindereien ersparen möchte und mit dem Auto unterwegs ist, kann die Fahrt auch erst unterhalb des Dammes Maddalena bei km 99,5 starten. Hier gibt es ein bewachtes Parkhaus unmittelbar am Ticino, wo auch das Auto abgestellt werden kann.
Eine Fahrt auf dem Ticino wird üblicherweise in der Stadt Pavia, ca. 8 Kilometer vor der Mündung in den Po beendet. Von Pavia hat man gute Zugverbindungen nach Mailand. Die Reststrecke bis zur Mündung hält keinerlei Highlights oder Hindernisse mehr bereit. Wer möchte kann über den Ticino problemlos den unteren Po erreichen, allerdings gibt es unmittelbar an der Mündung keinen Anschluss an den öffentlichen Verkehr. Die nächsten Bahnhöfe finden sich in Arena Po oder in Piacenza. Wer genügend Zeit hat kann dem größten Strom Italiens noch bis zur Adria oder weiter nach Venedig folgen.
Der Ticino liegt verhältnismäßig abgelegen, es finden sich kaum Campingplätze und nur wenige Einkaufsmöglichkeiten. Wer lange Fußwege vermeiden möchte, sollte sich daher bei Gelegenheit mit ausreichend Proviant und Trinkwasser eindecken. Dazu bietet sich vor allem der Supermarkt in Sesto Calende, am Ausfluss aus dem Lago Maggiore an. Weitere Einkaufsmöglichkeiten finden sich lediglich in Turbigo und Vigevano. Diese Städte liegen jedoch ein paar Kilometer abseits des Flusses. Wildes Zelten am Ticino ist überall möglich, schöne Plätze gibt es zuhauf. Man sollte jedoch beachten, dass das Tal des Ticino als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist und sich entsprechend rücksichtsvoll verhalten.
Der Ticino ist auf weiten Teilen unreguliert, Hindernisse gibt es allerdings dennoch. Erwähnenswert sind vor allem die aufgeschütteten Schotterdämme im Flusslauf, welche der Wasserableitung in Kanäle dienen. Diese Kanäle dienen der Energiegewinnung sowie zu Bewässerungszwecken und dürfen keinesfalls befahren werden. Die Schotterdämme sehen je nach Jahreszeit und Wasserstand immer wieder unterschiedlich aus. Sie müssen vor einer Befahrung jedenfalls besichtigt werden. Obwohl der Ticino wassertechnisch vergleichsweise einfach ist, würde ich ihn nicht unbedingt als Anfängerfluss bezeichnen. Die Schwierigkeiten betragen großteils WW St. I, an einigen wenigen Stellen WW St. II. Die größte Gefahr geht von im Fluss liegenden Baumhindernissen aus.
Ab Turbigo beruhigt sich der Ticino kontinuierlich bis er ab Vigevano schließlich komplett zum Zahmwasser wird. Eine Befahrung ist grundsätzlich das ganze Jahr über möglich, der Fluss kann bei ausreichender Erfahrung und entsprechendem Wasserstand auch im Faltboot befahren werden. Am Ticino sind viele Goldwäscher und Nudisten anzutreffen, welche sich gegenüber Paddlern jedoch friedlich verhalten.
km 112,6 - Eisenbahn- & Straßenbrücke SS33, darunter Ausfluss des Ticino aus dem Lago Maggiore. Links der Ort Sesto Calende mit Bahnhof, Parkplätzen und Supermarkt, optimaler Startpunkt einer Ticino Tour. Gute Einstiegsstellen an der Uferpromenade.
km 109,6 - Autobahnbrücke A8 / A26
km 109,1 - Wehr Miorina - Links umtragen. Dieses Wehr regelt den Abfluss des Lago Maggiore. Bei sehr hohem Wasserstand ist es flachgelegt und lässt sich nach Besichtigung fahren. Links befindet sich eine Schleuse, diese ist jedoch den Booten des Kraftwerkspersonals vorbehalten. Das Hindernis kann linksufrig umtragen werden. Der Einstieg dahinter ist auf Grund von steilen Treppen etwas mühsam.
km 103,3 - Straßenbrücke SS336, darunter das Kraftwerk Porto della Torre. - Links umtragen. Dieses Kraftwerk muss mit dem bei km 101,8 folgendem Wehr Panperduto in einem umtragen werden. Dazu links vor dem Kraftwerk ausbooten und mit dem Bootswagen über die Straßenbrücke ans andere Ufer karren. Dort folgt man der Straße und wählt anschließend die zweite Abzweigung links.
km 101,8 - Wehr Panperduto - Wird mit dem Kraftwerk Porto della Torre in einem umtragen. Keinesfalls zwischen den beiden Wehren einbooten! Links zweigt der unbefahrbare Canale Vizzola ab, welcher drei Wasserkraftwerke betreibt. Unterhalb des Wehres findet sich rechtsufrig die Einstiegsstelle nach der Umtragung. Das Einbooten gestaltet sich etwas mühsam über Steilböschung und Holzzaun. Der Ticino bietet von hier bis km 85,3 leichtes Wildwasser St. I - II.
km 99,5 - Stichdamm Maddalena - Rechts oder links zur Besichtigung anlanden. Dieser Damm leitet Wasser in einen rechts abzweigenden Kanal. Er wird regelmäßig vom Hochwasser weggeschwemmt und wieder neu aufgeschüttet. Bei ausreichend Wasser ist der Damm mit hoher Wahrscheinlichkeit fahrbar. Ist dies nicht der Fall, muss er getreidelt werden.
km 91,6 - Großer Kiesbankschwall, nur ganz rechts durch Durchlass fahrbar. Unterhalb befestigte Außenkurve mit Rohreinleitung.
km 86,9 - Engstelle, das Wasser des Ticino wird zu einem Schwall zusammengepresst. Mitte rechts fahrbar. Ab hier lassen die Wassertechnischen Schwierigkeiten stark nach.
km 85,3 - Straßenbrücke "Ponte di Oleggio", dahinter Damm über die linke Flusshälfte. Dieser leitet Wasser in den Kanal "Naviglio Grande" am linken Ufer ab. Der Damm lässt sich problemlos rechts umfahren, dazu hinter der Brücke rechts halten.
km 82,2 - Sohlschwelle über die linke Flusshälfte, lässt sich rechts umfahren.
km 78,1 - Stichdamm Castano Primo - Rechts zur Besichtigung anlanden. Dieser Schotterdamm wird regelmäßig vom Hochwasser weggeschwemmt und wieder aufgeschüttet. Auf der linken Seite befindet sich ein je nach Wasserstand und Jahreszeit mehr oder weniger breiter Durchlass. Dieser kann fahrbar sein oder auch nicht, er muss in jedem Fall vorher besichtig werden. Dazu ein paar Meter am Damm vorbei in den rechts abzweigenden Canale Naviglio Langosco einfahren und dort links ausbooten. Keinesfalls weiter in den Kanal einfahren. Dieser passiert mehrere Wehre und Kleinkraftwerke, bevor er wieder in den Fluss zurück mündet. Am rechten Ufer vor dem Damm befindet sich ein Restaurant.
km 76,3 - Links Mündung des Canale Turbighetto, bei Niedrigwasser zieht die Strömung auf einen Felsriegel. Rechts halten.
km 74,3 - Eisenbahn- & Straßenbrücke SS341, links der Ort Turbigo etwa 2,6 km entfernt. Bahnhof und Einkaufsmöglichkeiten. Ab hier wird der Ticino nach und nach zum Zahmwasser.
km 73,6 - Rechts Campingplatz "Playa di Valverde."
km 70,5 - Steinschüttung, links entlang des Ufers fahrbar.
km 69,9 - Steinschüttung, je nach Wasserstand Mitte rechts oder ganz links fahrbar.
km 66,2 - Autobahnbrücke A4 & Eisenbahnbrücke, darunter oft Baumhindernisse, Durchfahrt je nach Situation wählen.
km 64,1 - Steinschüttung, schräg über den Fluss. - Entlang des rechten Ufers umfahren und unter der folgenden Brücke bei km 63,9 rechtsufrig ausbooten.
km 63,9 - Straßenbrücke SS11 "Ponte di Boffalora" & Eisenbahnbrücke, mit unfahrbarem Wehr. Keinesfalls unter den Brücken durchfahren, sondern rechts darunter zur Besichtigung anlanden. Rechts unter der ersten Brücke, zweigt ein Kanal vom Haupstrom ab, über den man die beiden Wehre umfahren kann. Innerhalb des Kanals werden immer wieder Dämme aufgeschüttet. Bevor man den Kanal befährt, sollte man ihn vom Ufer aus auf etwaige Hindernisse kontrollieren. Geht man etwa 300 m am Kanal entlang erreicht man ein Überlaufwehr, welches Wasser nach rechts in eine Raffinerie ausleitet. Wenn sich Dämme im Nebenarm befinden, dann immer auf der Höhe dieses Überlaufwehres. Ist dort kein Hindernis zu erkennen, kann der Nebenarm mittig befahren werden. Sollte sich dort tatsächlich ein Damm befinden, kann dieser übers Ufer umtragen oder getreidelt werden. Bei höheren Wasserständen besteht ein starker Sog nach rechts zum Überlaufwehr. Ist dies der Fall besteht Lebensgefahr, dann nicht in den Kanal einfahren sondern rechts übers Ufer umtragen.
km 62,4 - Mündung des an der Brücke abgezweigten Kanals in den Hauptfluss.
km 48,3 - Rechts Mündung eines Kraftwerkskanals. Paddelt man diesen 400 m stromaufwärts, erreicht man den Vigevano Canoa Club. Dort kann man sich in Notfällen (Reparaturen, Trinkwasser) Hilfe oder aktuelle Informationen holen.
km 47,9 - Eisen- & Straßenbrücke SS494 "Ponte di Vigevano" mit Brückenwehr. - Links zur Besichtigung anlanden. Bei ausreichend Wasser ist das Wehr im ganz linken Brückenbogen fahrbar. Im Zweifelsfall lässt es sich linksufrig mit Bootswagen einfach umtragen. Bei niedrigen Wasserständen kann es auch rechts über Kiesbänke getreidelt werden. Am rechten Ufer in 2,5 km Entfernung die Stadt Vigevano (60.000 Ew.) mit Bahnhof und Einkaufsmöglichkeiten. Hier fand im zweiten punischen Krieg 218 v. Christus das Gefecht am Ticinus statt, in dem die Römer von den Kathagern unter Hannibal besiegt wurden. Die Stadt Vigevano ist heute vor allem für ihre Schuhindustrie bekannt.
km 47,5 - Hier wird eine neue Brücke errichtet, für Paddler ergeben sich keine Schwierigkeiten.
km 28,2 - Pontonbrücke Bereguardo, ganz rechts problemlos unterfahrbar.
km 27,8 - Links kleines Hafenbecken mit Bootsanlegern.
km 26,4 - Autobahnbrücke A7
km 23,1 - Links spektakulärer Uferabbruch in Außenkurve.
km 11,4 - Autobahnbrücke A54
km 10,4 - Eisenbahnbrücke, linken mittleren Brückenbogen fahren.
km 9,5 - Straßenbrücke "Ponte della Libertà"
km 9 - Links gute Ausstiegsstelle vor der Brücke, wenn die Fahrt in Pavia beendet wird.
km 8,9 - Historische Straßenbrücke "Ponte Coperta", davor Reste der Vorgängebrücke im Fluss, Mitte links halten. Links die Stadt Pavia mit Bahnhof. (72.000 Ew.)
km 7,4 - Links Abzweigung des Naviglio Pavese, dieser Kanal verband Pavia mit Mailand. Früher war er schiffbar, mittlerweile wird er zu Bewässerungszwecken verwendet.
km 7,3 - Rohrleitungsbrücke
km 0,8 - Straßenbrücke 617 "Ponte della Becca"
km 0,5 - Links Bootsanleger & kleiner Hafen.
km 0 (Ticino) / km 383,9 (Po) - Mündung des Ticino in den unteren Po.
Fluss zuletzt gepaddelt im Okt. 2017. Beschreibung zuletzt bearbeitet am 22.09.2020
Der Abfluss des Lago Maggiore betrug 164 m³/s, der Pegel des Sees lag zwischen 4 - 16 cm.
Die Pegel: Sesto Calende lag bei 15 cm, Turbigo bei - 88 cm, Vigevano bei - 107 cm.