Der Tagliamento ist neben dem Piave einer der letzen weitgehend unregulierten Alpenflüsse. Er ist ein schönes Beispiel, wie die großen Ströme der Alpen vor ihrer Regulierung aussahen. Der Fluss ist 170 Kilometer lang, entspringt am Mauriapass in der Provinz Belluno und durchfließt Karnien. Unterhalb von Tolmezzo nimmt er die Fella aus dem Kanaltal auf. Bei Pinzano al Tagliamento lässt er die Berge schließlich hinter sich und tritt in die Norditalienische Tiefebene. Bis Madrisio fließt er in einem weit verzweigtem Schotterbett. Ab Latisana ist der Fluss schließlich reguliert und bis zur Mündung schiffbar. Er mündet zwischen Bibione und Lignano Sabbiadoro in die Adria.
Mit einem Klick auf das Google Maps Icon rechts, könnt ihr eine Flusskarte des Tagliamento aufrufen. Diese Karte basiert auf Google My Maps. Darauf könnt ihr euch den Flussverlauf im Detail ansehen. Sämtliche in der Kilometrierung erwähnte Hindernisse sind in der Karte eingezeichnet. "Flusswandern.at" hat keinerlei Rechte daran. Es handelt es sich um einen externen Dienst von Google.
Eine Wanderfahrt auf dem Tagliamento wird üblicherweise in Venzone gestartet. Die Anreise kann mit dem Zug erfolgen. Der Bahnhof von Venzone befindet sich günstig gelegen, unweit von der Einstiegsstelle. Im Zentrum von Venzone gibt es einen kleinen Supermarkt in dem Proviant eingekauft werden kann. Wer mit dem Auto anreist kann auch an der Straßenbrücke SP84, bei Kilometer 86,9 einbooten. Dadurch wird die Gesamtstrecke um 16,5 Kilometer verkürzt, man erspart sich dadurch die Umtragung dreier Hindernisse.
Erfahrene Paddler können die Fahrt auch in Tolmezzo, 15 Kilometer oberhalb von Venzone starten. Dieser Abschnitt ist jedoch signifikant schwieriger und insbesondere bei höheren Wasserständen für Anfänger nicht geeignet. Die Stadt Tolmezzo besitzt keinen Bahnhof, ist aber von den Stationen Carnia oder Venzone in 20 Minuten mit dem Bus zu erreichen. In Tolmezzo gibt es eine gute Einstiegsstelle unmittelbar hinter dem Lidl Supermarkt. Man bootet in den Torrente But ein. Dieser Nebenfluss mündet wenige hundert Meter später in den Tagliamento. Alternativ kann eine Fahrt auch auf der Fella, dem größten Nebenfluss des Tagliamento begonnen werden.
Der Tagliamento kann ab Venzone bzw. Tolmezzo, bis zu seiner Mündung ins Meer bepaddelt werden. Empfehlenswert ist vor allem die 77 Kilometer lange Strecke von Venzone bis Latisana. Hier fließt der Tagliamento ungezähmt in einem weitem Schotterbett. Ab Latisana ist der Fluss reguliert und die Strömung quasi nicht mehr vorhanden. Schlammige Steilufer erschweren das Anlanden, vernünftige Zeltplätze sind Mangelware. Der Fluss wird nun von der Tide beherrscht. Wer nicht um jeden Preis das Meer erreichen möchte, sollte die Fahrt daher in Latisana beenden. Der Bahnhof befindet sich etwa einen Kilometer vom Fluss entfernt. Fährt man bis zum Meer, lässt sich die Fahrt am Campingplatz von Lignano beenden. Dieser liegt linksufrig unmittelbar an der Mündung. Von Lignano verkehren Busse nach Latisana & Udine.
Wassertechnisch ist der Tagliamento verhältnismäßig einfach, wenn auch kein Anfängerfluss. Die Schwierigkeiten betragen auf weiten Strecken WW St. I nur selten wird WW St. II erreicht. Eine große Gefahr stellen im Fluss liegende Röhrendämme dar. Diese dienen Baufahrzeugen als provisorische Brücke, welche Schotter aus dem Tagliamento fördern. Diese werden regelmäßig vom Hochwasser zerstört und anderorts wieder neu aufgebaut.
Aus diesem Grund können sie nicht in der Kilometrierung aufgelistet werden. Abgesehen davon sollte man stets auf Baumleichen achten, die oft in der Hauptströmung liegen. Da sich der Tagliamento nach jedem Hochwasser ändert, muss stets mit Überraschungen gerechnet werden.
Das Flussbett des Tagliamento ist von großer ökologischer Bedeutung und Lebensraum zahlreicher Arten. Sein Mittellauf ist ein Geflecht aus unzähligen Armen die sich in der weitläufigen Schotteraue verlieren um später wieder zusammenzufließen. Einst sahen die meisten Alpenflüsse wie der Tagliamento aus, heute jedoch ist er der Letze seiner Art.
Abhängig von der Jahreszeit ist der Tagliamento meist ein Rinnsal, welches sich jedoch in kürzester Zeit in einen reißenden Strom verwandeln kann. Innerhalb von 24 Stunden kann der Fluss von dreißig Meter Breite auf über einen Kilometer anschwellen. Dabei führt er Unmengen an Totholz mit sich, welches mit der Zeit Flussinseln bildet, in denen wieder neues Leben entsteht.
Doch auch diese Landschaft ist massiv in ihrem Bestehen bedroht. Die Regierung der Region Friaul hat den Bau riesiger Hochwasserrückhaltebecken beschlossen, welche den kanalisierten Unterlauf vor Überschwemmungen schützen sollen. Dankenswerterweise regte sich nationaler und internationaler Widerstand gegen das Projekt mit dessen Umsetzung bis heute nicht begonnen wurde. Ein geplanter Schotterabbau im Oberlauf konnte durch Anrainerproteste verhindert werden.
Der Tagliamento hat die unangenehme Eigenschaft, bei niedrigen Pegelständen zu versickern und auf weiten Strecken unterirdisch weiter zu fließen. Die Versickerung beginnt je nach Pegelstand zwischen km 69 bis km 54,8. In diesem Fall findet man sich in einem kilometerbreiten Flussbett ohne Wasser wieder. Alles andere als eine schöne Vorstellung. Wie hoch muss der Pegel also sein damit eine durchgehende Befahrung gelingen kann? Ich habe mich jahrelang mit den Pegelständen des Tagliamento befasst und bin zu folgendem Schluss gekommen: Die Jahreszeit spielt lediglich eine untergeordnete Rolle. Ausschlaggebend sind vor allem die Niederschläge. Nach starken Regenfällen kann der Tagliamento auch im Hochsommer ausreichend Wasser für eine durchgehende Befahrung führen. Eine Fahrt auf dem Tagliamento kann daher nicht langfristig geplant sondern nur spontan bei ausreichendem Wasserstand durchgeführt werden.
Pegel Venzone Lato
Monte - empfohlene Mindesthöhe: 0,4 m
Selbst wenn sich der Pegel Venzone im Minus befindet führt der Tagliamento noch genug Wasser um eine Befahrung zumindest starten zu können. In diesem Fall versickert der Fluss jedoch weiter unterhalb. Der Pegel Venzone ist sehr aussagekräftig und ein guter Anhaltspunkt. Im Hochsommer kann es jedoch vorkommen, dass der Fluss trotz eines guten Pegelstands bei Venzone versickert. Dies steht mit Grundwasserpumpen im Zusammenhang, über welche Wasser für landwirtschaftliche Nutzflächen abgepumpt wird. Der Pegel Venzone ist daher nur ein ungefährer Indikator, aber vor allem im Hochsommer keine 100 % verlässliche Quelle ob eine Befarhung bis ans Meer möglich ist.
Bei meiner Befahrung befand sich der Pegel Venzone zwischen 0,19 und 0,53 m.
km 118,9 - Links die Stadt Tolmezzo, empfohlene Einstiegsstelle in den Torrente But.
Es befindet sich ein Supermarkt unmittelbar an der Einstiegsstelle. Die Bushaltestelle Tolmezzo "Via Val Di Gorto 100" befindet sich einen Kilometer entfernt. Sie ist vom Bhf. Carnia in 20 Minuten mit dem Bus erreichbar. In Tolmezzo sollten nur fortgeschrittene Paddler starten die WW St. II+ sicher beherrschen. Anfänger starten die Befahrung erst in Venzone. Der Torrente But mündet wenige hundert Meter später in den Tagliamento. An der Mündung befindet sich eine Prallwand.
km 116,8 - Straßenbrücke SR512
km 114,5 - Straßenbrücke SS52
km 113,7 - Links Mündung des Rio Confine, an der Mündung bilden sich heftige Kehrwässer und Verschneidungen, besonders bei höheren Wasserständen.
km 112,3 - Straßenbrücke SS52
km 110,7 - Autobahnbrücke A23
km 106,9 - Links Mündung der Fella, schöner Torrente aus dem Kanaltal und alternativer Startpunkt einer
Tagliamentofahrt. Es folgen weitere Felsen, Buhnen und Prallhänge die bei höheren Wasserständen einiges an Können erfordern.
km 103,4 - Straßenbrücke, links der Ort Venzone & komfortable Einstiegsstelle, direkt am Pegel Venzone. Ab Venzone wird der Fluss wassertechnisch einfacher und kann auch von weniger erfahrenen Paddlern befahren werden. Bahnhof neben dem Fluss, Einkaufsmöglichkeit im Ort.
km 102,2 - Rechts in der Außenkurve einige Steinbuhnen. Diese Buhnen haben bereits für zahlreiche Kenterungen gesorgt!
km 99,1 - Links Halbwehr Ospedaletto / Gemona. - Liegt der Pegel Venzone über 40 cm lässt sich das Wehr rechts umfahren. Keinesfalls links in den Kanal einfahren! Das Anlanden vor dem Wehr innerhalb des Kanals, kann bei höheren Wasserständen selbst für erfahrene Paddler schwierig werden. Erst 2018 ist ein erfahrener Wildwasserkanute in das Wehr gezogen worden. Bei Niedrigwasser lässt sich das Hindernis nicht umfahren. In diesem Fall bleibt einem nichts anderes übrig als in den Wehrkanal einzufahren. Vor der Wehrkrone kann man rechts anlanden und ins alte Flussbett überheben. Abschließend bleibt zu sagen, dass nur jene Paddler in den Wehrkanal einfahren sollen, die ihr Boot 100 % im Griff haben.
km 96,5 - Straßenbrücke "Ponte di Braulins" & Sohlschwelle. - Rechts zur Besichtigung anlanden. Es bietet sich an die Böschung hinauf zu klettern und das Wehr von der Brücke aus zu besichtigen. Ab einem Pegel von 50 cm in Venzone ist es häufig in der Mitte fahrbar. Bei Niedrigwasser liegt das Wehr teilweise trocken und kann über die trockenen Steine überhoben, bzw. getreidelt werden. Am rechten Ufer der Ort Braulins.
km 96,4 - Etwa 70 Meter hinter der Brücke von Braulins ist im Mai 2024 durch ein Hochwasser eine Sohlstufe in der Mitte des Flusses freigelegt worden. Diese ist stark rückläufig und stellt ein absolut lebensgefährliches Hindernis dar. Sie ist vom Wasser aus nicht zu sehen und durch das Rauschen des Brückenwehrs davor auch nicht zu hören. Unbedingt entlang vom Ufer halten und besichtigen. Allerhöchste Vorsicht bei Hochwasser! Danke an Andreas für die Info!
km 94,9 - Autobahnbrücke A23, darunter drei Betonstufen. - Links umtragen. Dieses Hindernis ist absolut unfahrbar. Es lässt sich jedoch mit Bootswagen relativ einfach umtragen. Dazu landet man links vor der Brücke an und folgt einem Weg scharf links unter der Brücke hindurch. Dieser führt unterhalb der Stufen wieder zum Wasser. Hat man keinen Bootswagen dabei, lässt sich das Wehr auch auf der rechten Seite an einer trocken liegenden Stelle überheben.
km 94,4 - Sohlstufe über die linke Flusshälfte - Dieses Hindernis ist im Jahr 2017 neu entstanden. Die Stufe ist vom Wasser aus kaum zu sehen. Sie lässt sich jedoch übers Ufer problemlos überheben. Laut Berichten vom Juni 2021 ist die Stufe zumindest auf der rechten Flussseite nicht mehr vorhanden. Möglicherweise ist sie mit Sediment zugekiest. Bitte informiert mich über den aktuellen Stand wenn ihr den Fluss befahrt. (Stand: Juli 2021)
km 92 - Rechts Mündung des Torrente Palar.
km 86,9 - Straßenbrücke SP84
km 82,1 - Rechts Mündung des Torrente Arzino, 30 Kilometer langer Nebenfluss mit Wasserfällen im Oberlauf.
km 80,4 - Straßenbrücke SP5 "Ponte Pinzano," das Flussbett verengt sich kurzzeitig. Die Berge treten zurück und das Tal weitet sich.
km 79,7 - Links das Restaurant "Al Vecjo Traghèt."
km 77,3 - Spektakuläre Abbruchböschung am linken Ufer. Nach der Prallwand möglichst rechts halten um nicht im Bewässerungskanal vor dem folgenden Halbwehr am linken Ufer zu landen.
km 75,8 - Links Halbwehr Villanova. - Rechts umfahren. Dieses Wehr lässt sich in der Regel auch bei niedrigen Wasserständen problemlos auf der rechten Seite umfahren. Sollte man dennoch im Wehrkanal gelandet sein, kann man das Hindernis entweder rechts über die Wehrkrone treideln, oder linksufrig weitläufig umtragen. Das abgeleitete Wasser dient unter anderem zur Versorgung einer Fischzucht.
km 69 - Straßenbrücke „Ponte Dignano.“ Ab hier beginnt der Tagliamento zu versickern, wenn der Pegel zu gering ist.
km 66,3 - Rechts Mündung des Torrente Cosa.
km 55,3 - Straßenbrücke SS13
km 54,8 - Eisenbahnbrücke
km 41,4 - Straßenbrücke SP95 "Ponte di Madrisio," der Tagliamento tritt in seinen Unterlauf ein und verengt sich auf einen einzelnen Arm. Schöne Flusslandschaft mit hohen Uferabbrüchen. Die Strömung lässt nach und das Flussbett wird zunehmend sandig. Ab hier ist der Tagliamento ganzjährig befahrbar.
km 34,2 - Autobahnbrücke A4 / E70
km 28,4 - Links finden sich die letzten Sandbänke auf der Höhe des Ortes Latisanotta.
km 26,9 - Links Ausstiegsstelle wenn die Fahrt in Latisana beendet wird. Der Bhf. befindet sich 900 m Fußmarsch entfernt. Links die Stadt Latisana, rechts die Stadt San Michele Al Tagliamento. Ab hier ist der Fluss reguliert, die Strömung kommt praktisch zum Erliegen. Der Tagliamento wird nun von der Tide beherrscht. Die Pegelschwankung zwischen Ebbe und Flut beträgt etwa 80 cm. Den Verlauf der Tide kann man am Pegel Latisana ablesen. Wer nicht bis ans Meer paddeln möchte sollte die Fahrt hier beenden. Der Bahnhof von Latisana befindet sich etwa 1 km vom Fluss entfernt. Die Reststrecke bis zur Mündung ähnelt einem Kanal und ist landschaftlich wenig reizvoll.
km 26,4 - Eisenbahnbrücke
km 26,1 - Straßenbrücke SS14
km 18,5 - Rechts Mündung eines Kanals & der Ort Cesarolo. Ausstiegsmöglichkeit über Betonschräge an der Mündung des Kanals.
km 6 - Straßenbrücke
km 5,7 - Links Abzweigung des Canale Tagliamento. Dieser Kanal ist etwa vier Kilometer lang und führt nach Osten in die Lagune von Marano.
km 4,4 - Rechts Abzweigung des Canale Lugugnana, dieser Kanal mündet nach 6,6 Kilometern in eine Lagune. Dort hat man Anschluss zum Canale Cavanella über den man bis nach Caorle gelangen kann.
km 3,4 - Links Hafenbecken des Parco Zoo Punta Verde.
km 0,7 - Links Hafenbecken.
km 0,3 - Links Ausstiegsstelle am Camping Village Pino Mare. Eine Bushaltestelle befindet sich in 1,8 km Entfernung.
Fluss zuletzt gepaddelt im Sept. 2017. Beschreibung zuletzt bearbeitet am 08.07.2021
Der Pegel Venzone Lato Monte lag zwischen 0,45 - 0,53 m.